New York hat ein neues Kunstzentrum: D.U.M.B.O.

Dort wo man keine besonders kulturellen Impulse vermutet – unter Brücken – hat sich in New York ein bedeutendes neues Zentrum von Gegenwartskunst entwickelt: Down under the Manhattan Bridge Overpass (D.U.M.B.O.): unter den gewaltigen, rd. 50 Meter hohen Auffahrtsrampen der beiden gewaltigen Brücken, die Manhattan mit Brooklyn verbinden und den East River überspannen, hat sich in den letzten Jahren ein beachtliches Kunstzentrum entwickelt. Angelockt durch die vor einigen Jahren noch erschwinglichen Mieten sind viele Künstler in die Industriegebäude gezogen, die zum großen Teil leer standen. In den letzten Jahren sind insgesamt 350 Künstlerinnen und Künstler in die 10 großen Häuserblöcken gezogen und genießen einen postkartenartigen Blick auf die Skyline der Insel Manhattan. Im Schatten der beeindruckend großen Brückenfundamente, wo kaum ein normales Geschäft, geschweige denn eines der für New York typischen “Deli’s” zu finden ist, haben sich die Anwohner in eine selbst auferlegte Klausur begeben. Bedingt durch die hohe Konzentration von Künstlern haben sich die unterschiedlichsten Kunstformen in dieser “Künstlerkolonie” entwickelt, gegenseitig beeinflußt, befruchtet und verstärkt.

Wie in allen Metropolen ist der Weg von der Kreation über das Ausstellen, das Feedback mit dem Publikum bis zur Anerkennung auch in New York alles andere als einfach. Die angesagten Galeriezentren wie Soho, Tribeka oder Chelsea sind den mittlerweile arrivierten Künstlern vorbehalten. Sei es durch urbanistisch vorgegebene Isolation (der East River trennt D.U.M.B.O. von Manhattan), sei es durch die Zusammenballung so vieler Künstler aus aller Welt, hat dies zu einem sonst kaum zu findenden Zentrum von Kreativität geführt.

Eine Frau, die diese Entwicklung seit fünf Jahren mitgemacht hat, ergriff letztes Jahr die Initiative, um diese bedeutenden Kolonie aus der Unbekanntheit zu verhelfen: Joy Glidden.

Nach Monaten intensiver Vorbereitung und Koordination mit den Einwohnern des Viertels wurde 1997 das erste D.U.M.B.O.-Festival organisiert, von dessen Erfolg alle Beteiligten selber überrascht waren: mehr als 20.000 Besucher aus Manhattan suchten den bislang eher wenig geschätzten Stadtteil auf. in diesem Jahr waren sowohl Joy Glidden wie die anderen Bewohner des Viertels unter den Brücken vorbereitet: eine zentrale Ausstellung im D.U.M.B.O.-Art Center (DAC), 175 “open studios” und ein elaboriertes Rahmenprogramm boten eine selbst in New York selten gesehene Vielfalt künstlerischen Schaffens.

Neben Tanztheater, avantgardistischen Konzerten (bei denen sich die Nähe der Brooklyn Academy of Music, dem “Haus der New Music” um Steve Reich, Philipp Glass, Laurie Anderson nicht verleugnen läßt)sind auch die ganze Bandbreite von gegenständlichen Arbeiten unterschiedlichster Qualität zu betrachten gewesen. Wie bei allen Gruppenausstellungen ist der unterschiedliche Anspruch der arbeiten mitunter ermüdend und erschöpfend, aber wer sich die Mühe gemacht hat, sich den Weg durch die vielen Studios zu bahnen, wurde durch Arbeiten belohnt, deren Niveau jeder Galerie in Manhattan gerecht wird. Eine wahre Fundgrube für Liebhaber aktueller Kunst zu mehr als erschwinglichen Preisen. Mit Sicherheit werden einige Einwohner “unter den Brücken” in wenigen Jahren zu den großen renommierten Künstlern zählen.

Fotos:

Eine beeindruckende Arbeit die mit beinahe spielerischer Leichtigkeit den Umgang mit Material, Umgebung und Aussage vorführt, ist die Installation “Enclosures” von Amy Bell, einer aus Connecticut stammenden Frau, die seit sechs Jahren in New York lebt. Durch die Arbeit im Werbebereich hat sie zunehmend unter den einengenden Bedingungen des Still Life Fotografierens gelitten und sich der skulpturellen Arbeit zugewandt.

Dylan Williams (ursprünglich Illustrator für Kinderbücher): Rooftop from 392 West Broaway, 1997 Soho

Stein mit Haaren: Gulliver, 1994, Ana Linnemann (Brasilien): Übertragung von Gegensätzlichkeiten, Präzision im Zusammenbringen unterschiedlicher Prozeduren, Aktivitäten

Kontakt: DAC (Dumbo Art Center, Joy Glidden, Do – Mo 18-24 Uhr MEZ Tel.: 001-718-624 37 72

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